ELEPHARMERS – Western Wilderness

(syb) Für das vierte Album hat sich das italienische Power-Trio ELEPHARMERS von seiner Heimat inspirieren lassen und die Energie des ungestümen und wunderschönen Westens Sardiniens mit „Western Wilderness“ eingefangen.

Die ELEPHARMERS, Guido Solinas aka El Chino (Vocals, Rhythm & Acoustic Guitars, Bass), Andrea Cadeddu (Lead & Rhythm Guitars, Synth) und Maurizio Mura (Drums, Synth), haben sich 2010 in Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens gegründet. „Western Wilderness“ ist die zweite Kollaboration mit Electric Valley Records.
Im Verlauf der Entstehung des Werks kristallisierte sich heraus, dass es kein Konzeptalbum wie der Vorgänger „Lords of Galaxia“ mit spacigen Exkursen werden würde. Jedoch markiert die spontan entwickelte Idee, alle Gedanken und Empfindungen zu diesem wunderschönen und mit Mythen besetzten Fleckchen Heimat musikalisch und lyrisch miteinander zu verknüpfen, letztlich die Rückkehr zu den Wurzeln der Band. Und die sind im Stoner Rock mit vielen psychedelischen Vibes zu finden.

Wer die Westküste Sardiniens schon einmal besucht hat, den kann schon beim Betrachten des vielsagend illustrierten Covers und Albumtitels eine leise Ahnung beschleichen, welch raue Abenteuer zu erwarten sind: unbarmherziger Mistralwind, der flamingorosarote Wolken aufwirbelt und wüstenartige Sanddünen formt, brausende Wellen die sich in verschiedensten Blautönen an den mächtigen Kalkklippen brechen, eine riesige Sonne die glühend in der weißen Gischt versinkt, ein Duft von Salz, Oleander und Mohnblumen in der Luft, urtümliche Waldebenen, Ruinen verlassener Bergbaudörfer, in denen die Natur sich einst an den Menschen verlorene Gegenden zurück erobert und wieder Wildnis entstehen kann.

Und genau diese herrliche Ruppigkeit drückt das Album in jeder Rille aus. So wird aus der leisen Ahnung umso lautere Bestätigung, wenn die ELEPHARMERS im Opener und der zugleich ersten Single „The Underworld“ nach kurzem, mysteriösen Introeffekt mit druckvollem Spiel und kompakt-groovigen Riffs dem Stoner Rock huldigen und beim Hörenden unmittelbar erste imaginäre Bilder erzeugen.

El Chinos Stimme wird Psychedelic-Rock-like ordentlich mit Hall verzerrt und rückt, kombiniert mit den einsetzenden, dampfhämmernden Metal-Gitarren, Songs wie „The Call of the Wild“, „Burning the Nest“ oder der 2. Single „Drifter“, in direkte Nähe zu Schwermetallern wie den amerikanischen THE SWORD.

Die tief herunter gestimmten Gitarren, schmutzigen Riffs und das akzentuierte Schlagwerk aus Drums und Bass geben kraftvoll die Richtung vor, die drei Musiker lassen ihren Phantasien freien Lauf. Melodische Gitarrensoli, kratzende Effekte, zurückhaltender Gesang wie bei den Tracks „Arcuentu“ oder „Towers of Silence“, die zunächst tragend beginnend und dann umso verspielter und fetter enden, dringen tief ins Hirn ein und beflügeln die Vorstellungskraft der Hörenden gleichermaßen.
Der Arcuentu, Vulkanmassiv und 785 Meter hoher Hausberg der im Südwesten Sardiniens verlaufenden Gebirgskette, nimmt beim Hören langsam Gestalt vor dem geistigen Auge an, ebenso wie die verflucht schreienden Möwen in „Towers of Silence“ (persönliche Anmerkung: die Schreiberin ist kein Fan von Federvieh und jedwedem Gezwitscher).

Mit dem abschließenden instrumentalen Brecher „Genna Serapis“ führen die ELEPHARMERS klanglich zum Anfang des Albums zurück und der Plattenkreis schließt sich. Serapis, Gott der Unterwelt ist Sinnbild für Fruchtbarkeit, Heilkunde und Frieden. Die Verbindung zu Sardinien liegt im Namen, der den dortigen vergangenen Bergbau bezeichnet.
Als das oben erwähnte mysteriöse Kurzintro des Openers zum finalen Outro wird, durchfährt mich der Gedanke, dass es der Aufprall kostbarer Wassertropfen ist, die durch den Boden der uralten sardischen Gesteinsformationen gedrungen sind, in der verlassenen Mine aufeinandertreffen, vereinen und nachundnach in kreisförmigen Wellen zu einem für den Menschen unzugänglichen See erwachsen. Für immer und ewig.

Für mich eine wunderbare Metapher für die individuelle Existenz der Natur und ein ebenso wunderbares und kraftvolles Album, wilde Wildnis eben.
Die Jungs sind im Herbst in Europa auf Tour, check out the dates!
Gute Musik und bunte Bilder von Sardinien im Kopf, helfen in dieser dunklen Jahreszeit nämlich unbedingt Winterdepressionen vorzubeugen….(Sybille)

VÖ 24.10.2025

LABEL Electric Valley Records

Tracks

  1. The Underworld
  2. The Call of the Wild
  3. Arcuentu
  4. Burning the Nest
  5. Dung Beetle
  6. Drifter
  7. Blind
  8. Towers of Silence
  9. Genna Serapis